Konrad Boehmer

*  24. Mai 1941

†  4. Oktober 2014

von Herman Sabbe

Essay

Boehmers Werk läßt sich als kritische Auseinandersetzung mit den und als Weiterentwicklung der ästhetischen und methodischen Grundlagen der seriellen Musik bezeichnen, wie sie seit etwa 1950 entwickelt wurden. Da der erste Kontakt mit dem Studio für elektronische Musik des Kölner WDR schon im Herbst 1958 zustande kam, haben auch die theoretischen Einsichten in die neue Produktionsweise einen nachhaltigen Einfluß ausgeübt. Parallel zu den ersten Studio-Experimenten fand 1959–61 der Kompositionsunterricht bei Gottfried Michael Koenig statt. In dieser Periode entstand die erste größere Komposition Variation für 29 Solo-Instrumente (1959/60), die auf einem zyklisch-spiralförmigen Entwurf der Großform beruht. Die Reihe als Ausgangspunkt ist in dieser Komposition schon ersetzt durch eine Matrix, die vor allem die harmonische Dichte und die Geschwindigkeit der harmonischen Wechsel regelt. Dieselbe Matrix wird auch auf die rhythmische und klangliche Dichte bezogen. Im Klavierstück Potential (1960), dessen erste, ursprünglich variable Partitur der Komponist verwarf, wurde der Versuch unternommen, das Prinzip der Dekomposition, wie es »offenen« Formen zugrunde liegt, auf eine »geschlossene«, durch und durch seriell determinierte Textur anzuwenden. Da das Resultat, bei dessen Aufführung der Pianist eine Anzahl kompositorischer Entscheidungen zu fällen hatte, sich als nicht praktikabel erwies, hat Boehmer ...